Das gab's noch nicht als Fach
Als Jan vor gut einem Jahr zur Löchterschule kam, wurde er nach seinen Hobbys gefragt. „Elektrorollstuhl-Hockey spielen”, antwortete er, um sich anschließend darüber zu wundern, dass es das an dieser „Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung” nicht gab als Fach. Für Lehrer Manfred Renfordt war das der Anlass, eine entsprechende Arbeitsgemeinschaft zu gründen. Zwölf Schülerinnen und Schüler spielen seitdem – im Rollstuhl sitzend – Hockey. „Sie haben sogar schon ein Turnier mit einem Pokal gewonnen”, ist Renfordt stolz.
„Das ist teuer, sehr teuer”, sagt Marianne Michaelis, die Schulleiterin. Denn zu dieser Art von Hockeyspiel nutzt man am besten Elektrorollstühle, die kosten in der Regel so zwischen 8- und 9000 Euro. Ein paar Schüler haben privat einen, den ersten Schul-eigenen nahm sie zusammen mit Marianne Müller vom Förderverein gestern in Empfang.
Viel guter Wille war dabei im Spiel. Als Jan damals „sein” Hockeyspiel vermisste, nahm er Kontakt mit Manuela Rahlf auf, mit der er zusammen im Verein spielt. Die ist in ihrer Disziplin Nationalspielerin und war gestern Repräsentantin der Orthopädietechnik-Firma aus Duisburg, die das für einen Bruchteil der üblichen Summe umgebaute Gerät – ein „Quickie P 220” – anlieferte.
Einen Großteil der notwendigen Summe – die Hälfte von 2900 Euro – stiftete der Verein „Rollstuhlfahrer in Not”, dessen Vorsitzender Stefan Rehling der WAZ freudig berichtete: „Es tut sich was!” Die Krankenkassen seien jetzt eher bereit, auch Erwachsenen einen Elektrorollstuhl für sportliche Zwecke zu bezuschussen. Der gelähmte Rehling selbst, der im Rollstuhl Basketball spielt, war mit seinem Anliegen noch bis vors Bundessozialgericht gegangen – und gescheitert.
Weitere Förderer bei der Anschaffung des Geräts waren die Sparkasse Gelsenkirchen, Eon Fernwärme und Gelsennet. Jetzt ist sogar noch etwas Geld übrig geblieben. Lehrer Renfordt: „Wir sammeln jetzt für den nächsten Elektrorollstuhl.”
WAZ - Gelsenkirchen-Buer, 06.06.08